Hohenau an der Raab
Über eine frühgeschichtliche Besiedlung des jetzigen Gemeindegebietes liegen kaum stichhaltige Beweise vor. Mit dem Eindringen der Slawen im 6. Jahrhundert ist erstmals eine relativ starke Siedlungstätigkeit nachweisbar.
Noch heute erinnern Namen an die Slawen: Lam (Senke), Gaas (Esche), Gösser, Osser, Passail, Fladnitz, ua. Erst gegen Ende des 12. Jhdts. setzte die deutsche Kolonisation durch die Bayern ein, welche als Gefolgsleute der Stubenberger, denen unser Gebiet vom König als Schenkung vermacht worden war, in den Passailer Kessel gelangten.
Im 12. – 14. Jhdt. Erfolgte die Erschließung und Besiedelung mit Vorliebe in Großhöfen (Schwaighöfe, Edelhöfe, Lehenshöfe, Gründungshöfe). Beispiele von Edelhöfen in unserer Gemeinde sind der Götschlhof (heute Gschur), der jahrhundertelange Amtmannsitz Böcklhof (Böcklbauer) und der Bieglhof (Dr. Mayer) in Auen. Aus Gründungshöfen gingen die heutigen Ortschaften Hohenau (Hof von Ahornowe), Raab (villa Rab) und Haufenreith (Hof zu Haugenreuth) anfang bis Mitte des 13. Jhdt. Hervor. Folgende Siedlungen waren bis mitte des 14. Jhdts. errichtet: Hohenau, Haufenreith, Raab und Auen.
Zur „Ahornau“ gehörten neben dem heutigen Dorf auch die Anwesen vlg. Winklbauer, Katter, Hafock, Nickllenz und Bruckenbauer. Sie war bis Anfang des 16. Jhdt. Im Besitz der sogenannten „Fladnitzer Ritter“ deren Herkunft unklar ist. Dann kam der Hof unter die Herrschaft der Stubenberger.
Der „Haugenreuter-Hof“ befand sich dort, wo heute das Gehöft vlg. „Schinnerl“ steht (1240 Hugo de Hugenriute). Die einstige Hofmühle ist das jetzige Gehöft vlg. „Stebegg“ in Auen.
Zu der von Hainricus de Rab 1240 grgründeten „Villa Rab“ gehörten u.a. die heutigen Gehöfte vlg. „Hanaueer“ und „Grobeis“.
Als eine der ältesten Gründungen gilt Krammersdorf (1240 Cramansdorf), es bestand aus 10 Huben.
Weiters entstanden in dieser Zeit auch die heutigen Ortschaften Pernesreith (1240 Pergersriute – ein Einödweiler mit 3 kernhben), Kriechenlee (12381 Chrichenleben), Gaas (6 Huben) und Lam (5 Huben).
In unserer Gemeinde befand sich auch eine ehemalige Herrschaftsburg, nämlich „Haugenstein“. Die Burg wurde vom Dorfgründer „Hugo von Haufenreith“ erbaut und war 1333 bereits verödet. Heute sind noch ein paar Mauerreste neben dem heutigen vlg. „Hausbauer“ zu sehen.
Als Nachfolger dieser Burg fungierte der 1383 erstmals genannte „siz saher“ (heutiger Hechtlturm), der auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel in sumpfiger Umgebung (saher = Sumpfgras) als Turmhügelanlage errichtet wurde. Der zu diesem Wehrturm gehörige Gutshof war der heutige „Moarhechtlhof“ (Großhechtlhof).
Die Grundherren waren schon ab dem 13. Jhdt. Die Stubenberger, ihr Herrschaftssitz war die Burg Stubegg in Arzberg. Sie vergaben die Höfe an zahlreiche kleine Ritterfamilien. Jeder Hof unterstand einem Amtmann. Er wurde vom Grundherrn ernannt und war als dessen Stellvertreter eine Art Bürgermeister. Er hatte die Leistungen der einzelnen Bauern zu überwachen und Schreibgeschäfte zu erledigen sowie die Abgaben einzutreiben (Grundzins, Naturalien, Steuern, Robot). Amtmannsitz war der Böcklhof (Böckl = Abgabe, Steuerleistung) in Auen sowie eine Zeit lang „Bartlhansl“ in Hohenau.
Die Neuzeit (16. – 19. Jhdt.) brachte viel Veränderung durch das Entstehen des Keuschlertums (17. und 18. Jhdt)., der Veraltungsreform Maria Theresias und der Bauernbefreiung (1748). Ab 1850 wurden anstatt von Kreisämtern Bezirkshauptmannschaften errichtet, ebenso erfolgt die, im Gemeindegebiet bis 1968 bestehende Gemeindeaufteilung., für die Gemeinde war der Gemeindevorsteher Verwaltungsbehörde.
Im 20. Jhdt. Hinterließen die großen Ereignisse der Weltgeschichte auch in unserem Gemeindegebiet ihre Spuren. Vom 1. Weltkrieg (1914 – 1918) war unsere Region nicht direkt betroffen, es gab jedoch 45 Gefallene zu beklangen. Am 12. November 1918 wurde die 1. Republik ausgerufen, aus den Gemeindevorstehern wurden Bürgermeister.
Im 2. Weltkrieg (1939 – 1945) war ein Großteil der wehrfähigen männlichen Bevölkerung im Kriegseinsatz, die Arbeit musste von Frauen, Kindern und alten Männern getan werden (53 Gefallene aus unserem Gemeindegebiet). Im Mai 1945 erfolgte die Besatzung durch russische Truppen, ab Juli 1945 Besatzung durch britische Truppen.
Am 1.1.1968 erfolgte die Zusammenlegung der Gemeinden Hohenau, Krammersdorf und Haufenreith zu einer Gemeinde, die ab nun Hohenau an der Raab heißt. Erster Bürgermeister nach der Gemeindezusammenlegung war Franz Vorraber, Auen 10 (1968 – 1971)
2. Bürgermeister: Gottfried Rieger, Krammersdorf 26 (1971 – 2003)
3. Bürgermeister: Peter Schinnerl, Hohenau 72 (2003 – 2014).
Historischer Bergbau und Ziegelwerk
Um 1200 wurde von Arzberg aus bereits Bergbau betrieben. Von den 11 bekannten Bergwerksstollen des Arzberger Bergbauunternehmens liegen 3 in Haufenreith (in der Nähe des heutigen Gasthauses Sperl – Grill in der Raab). Aus dem geförderten Erz wurde Silber und Blei (später auch Zink) erzeugt. Im 16. Jhdt. erreichte der Bergbau seinen Höhepunkt, zu Ende des 18. Jhdts. kam er fast vollständig zu erliegen. Zu Beginn des 20 Jhdt. Lebte er neu auf und wurde unter dem Namen „Zinkbergbau Haufenreith“ weitergeführt. Doch Ende der Zwanziger Jahre dieses Jhdts. kam der Abbau endgültig zu Erliegen.
Dort, wo heute der Fischteich liegt, stand fas 100 Jahre lang das Ziegelwerk der Passailer Bürgerschaft, das im Voksmund „Ziegelstadel“ genannt wurde. Der hier am „Breitanger“ vorkommende Lehm bildete den idealen Rohstoff für die Herstellung sogenannter „Maurerziegel“. Bei gutem Betrieb waren im hiesigen Ziegelwerk bis zu 30 Leute beschäftigt.
Ortsteilwappen Hohenau an der Raab
Das Gemeindewappen ist in den Farben Blau-Gold-Schwarz ausgeführt. Auf schwarzem Grund bildet ein blauer Schrägbalken, gesäumt von zwei Goldbalken und belegt mit drei goldenen Ahornblättern das Gemeindewappen. Das Blau im Wappen versinnbildlicht den Raabursprung, die goldenen Schrägbalken bilden das bestimmende Element des Wappens der „Fladnitzer zu Hohenau“, deren Rittersitz am heutigen Winkelbauern-Hof angesiedelt war und die drei Ahornblätter deuten einerseits auf die drei Katastralgemeinden, zum anderen aber auf den 1240 erstmals urkundlich genannten deutschen Ortsnamen „Ahornawe“ aus dem sich später der Name „Hohenau“ entwickelt hat.
Verliehen im Jahr 1988
Wissenswertes aus Hohenau an der Raab
Die Raab
Der Raab-Fluss entspringt auf einer Seehöhe von 1150 ü. A. am Südostanhang der Passailer Alpen, entwässert die Oststeiermark, verlässt bei Schiefer die Steiermark und dringt bei Welten ins Burgenland ein. Bei Mogersdorf wird er nach 169,5 km Österreich untreu, fließt nach Ungarn und mündet in Györ in einen Seitenarm der Donau.
Vom Ursprung bis zur Mündung erreicht die Raab eine Uferlänge von 250 km.
Landschaftliche und naturkundliche Besonderheiten
Unsere Gemeinde verfügt noch über einige unberührte und naturbelassene Gebiete. Im Norden sind dies Buchtal, Bärental und
Hohenauer Ochsenhalt
, wo der seltene Auerhahn seine letzten Rückzugsgebiete hat und zahlreiche geschützte Orchideen wachsen.
Im Süden sind Sattelberge und Gösser Refugien für Hopfenbuche, Enzian und Aurikel sowie für Gämsen und Mufflons.
Als besondere naturkundliche und geografische Sehenswürdigketi gilt der Raabursprung. Am Ostabhang des Ossers, nahe dem Gehöft „Noager“ (Hohenau 38) in rund 1000 m Seehöhe liegt die Quelle der Raab. Sie ist mit einer Steinmauer umfasst, an der eine Tafel mit einem Gedicht angebracht ist. Es stammt vom ehemaligen Lehrer der „Almschule Hoheanu“ Moritz KARL aus dem Jahre 1904 und beschreibt den Lauf der Raab von der Quelle bis zur Mündung in die Donau in Ungarn. Seit 2007 befindet sich eine 2 Mamortafel an dieser Stelle, mit einem Gedicht über die Raab, diesmal in ungarischer Sprache.
Die Hohenauer Ochsenhalt
Die Hohenauer Ochsenhalt mit einer Größe von 125 ha liegt am Fuße der Sommeralm. Eine Besonderheit ist die Pflanzenvielfalt dieser 125 ha großen Weide. Es sind dies heimische Orchideen wie Frauenschuh, Zweiblatt, Waldhyazinthe, Rote und Gelbe Knabenkraut, Nestwurz, …).
Um dieses Kleinod zu erhalten, müssen die 8 Bauern strenge Auflagen einhalten, es ist kein Kunstdünger erlaubt, nur eine bestimmte Anzahl von Vieh darf dorthin. Außerdem müssen Bäume, die durch Flugsamen wachsen, umgeschnitten werden, um den Orchideen die richtigen Licht- und Bodenverhältnisse zu bieten.
Ehrenbürger der Gemeinde Hohenau an der Raab
Dr. Josef Krainer
Im Zuge der Eröffnung des neuen Gemeindeamtes im Jahre 1988 wurde dem damaligen Landeshauptmann Dr. Josef Krainer die Ehrenbürgerschaft verliehen.
Kaiser Franz Joseph I.
Ehrenbürger der „Altgemeinde“ Hohenau (jetzt KG Hohenau)
Kulturelles & Bauten in Hohenau an der Raab
Geschichte der Almschule Hohenau an der Raab
Im vorigen Jhdt. war die „Alm“ wesentlicher dichter besiedelt als heute (etwa 30 Gehöfte), was die Errichtung einer Schule notwendig machte. Das damalige Gebäude war ein kleiner Holzbau, der beim Neubau der Almschule (1899) abgetragen wurde. Die Schule war vorerst nur eine „Notschule“ und wurde 1877 zur „Expositur Hohenau“ der Volksschule Passail. 1851 zählte die Almschule 39 Kinder, 1900 war der Höchststand mit 41. Mit Schulanfang 1966 musste die Schule wegen zu geringer Schülerzahl (15) und Lehrermangel aufgelassen werden. Die Schüler dieses Gebietes besuchen ab nun die Volksschule Passail. In unmittelbarer Nähe der alten Almschule steht das gemauerte Almschulkreuz. Ursprünglich stand an der Weggabelung ein Holzkreuz. Die Überlieferung weiß zu berichten, dass am linken Ufer des Almbaches, wo früher die Almwirtwiese war und heute ein Wald steht, ein Pestfriedhof gewesen sei.
Pfarre und Kulturbauen
Das gesamte Passailer Becken gehörte einst zu Pfarre Weiz. Von ihr trennten sich um 11., 12. und 13. Jhdt. Die Pfarren Passail, Birkfeld und Strallegg ab. 1240 gehörte die Pfarre Passail zur Erzdiözese Salzburg, seit 1418 zum Generalvikariat Seckau, geleitet vom Pfarrer von Gratwein. Nach Aufhebung dieses Erzpriestertums „Niedere Steiermark“ kam Passail zum Archidiakonat Graz, Vorauer Viertel. Seit 1786 ist die Pfarre der Diözese Seckau einverleibt. Heute umfasst die Pfarre Passail die Gemeinden Passail und Hohenau.
Maria Kleinheilbrunn (Kapelle)
Schon 1672 stand an der Stelle des heutigen Kirchleins neben einer als heilkräftige Quelle eine Kapelle. Sie trug den Namen „Ulrichsbrunn“. 1824 erbauten Wohltäter die jetzige Kapelle mit Türmchen. Das Wasser des Brunnens gilt als heilkräftig bei Augenleiden. Die Legende berichtet, das das Gnadenbild von Klein Heilbrunn beim Rauschenacker (Gangl, Krammersdorf) aufgestellt war. Dort verschwand es während der Nacht und man fand es an der Stelle der heutigen Kleinheilbrunnkirche. Dieser Vorgang wiederholte sich öfters.
Hauskapelle Moarhofhechtl
Der ehemalige Guthof beherbergt eine 1743 erbaute kleine Kapelle in der sich 2 Statuen (Petrus und Paulus) befinden. Diese stammen vom alten Hochaltar der Pfarrkirche Passail (von Johann Baptist Fischer).
Meierhof-Bildstock Hausbauer
Ca. 1 km vom Gehöft „Hausbauer“ entfernt, steht ein Bildstock aus Stein (Renaissance) mit einem Tabernakelgehäuse mit Pieta. Die Jahreszahl 1583 und der Name „Ruep Chtekler“ sind zu erkennen (das heißt: Ruprecht Ekler (heute Eggler) hat 1583 diesen Bildstock errichtet).
Dazu gibt es noch 62 weitere Bildstöcke und Kreuze im Gemeindegebiet.